Es zeigt sich erneut, daß das Problem der vollständigen oder teilweisen Mitführung des Äthers durch bewegte Körper eine Schlüsselstellung für das Erkennen der physikalischen Wahrheit einnimmt. An dieser Frage, die sich wie ein roter Faden durch die Entwicklungsgeschichte der Naturwissenschaft zieht, scheiterten, wie wir schon verfolgen konnten, zahlreiche entwicklungsträchtige Gedankengänge und Theorien.
Die scheinbaren Widersprüche der ,,teilweisen bzw. vollständigen Mitführung" können nicht erkannt und gelöst werden, solange man nur von ,,bewegten Körpern" schlechthin spricht, das jeweils spezifische Wechselwirkungsprinzip mißachtet (4.7) und dabei stillschweigend voraussetzt, daß jede Bewegung eines Körpers Bewegung gegenüber dem Äther ist.
Man nahm irrtümlich an, daß
alle bewegten Körper unter allen Bedingungen, unbeachtet der konkreten
Umwelt in der sie sich bewegen, das selbe tun: den Äther teilweise oder
vollständig mitführen. Es waren immer nur die Körper, die
den Äther mitführen sollen; von der Möglichkeit, daß
die Körper vom bewegten Äther mitgeführt werden, ist nie
die Rede. Der Äther war allzeit nur dazu da, etwas mit sich machen
zu lassen. Wir haben dagegen der latenten Materie auch eine aktive Rolle
zugestanden, wodurch sich viele ,,unerklärbare" Dinge
wie von selbst auflösen.
Auch die Lösung des ,,Problems" der teilweisen und vollständigen Mitführung wird dadurch so unglaublich einfach: Jede Bewegung eines Körpers gegenüber der ihn umgebenden und durchsetzenden latenten Materie ist mit einer teilweisen Mitführung der latenten Materie verbunden. Bewegte latente Materie kann den Körper, den sie durchsetzt, vollständig oder nahezu vollständig mitführen.
Zum Beispiel:
Es kann eine (mit einem groben Sieb vergleichbare) Körperanordnung, die in bewegter Flüssigkeit schwimmt oder schwebt, vollständig von der Flüssigkeit mitgeführt werden; der Körper hat dabei keine Relativgeschwindigkeit zu der ihn umgebenden und durchsetzenden Flüssigkeit. Bewegt man aber den Körper gegenüber der Flüssigkeit, so wird er auf die Flüssigkeit eine (teilweise) mitführende Wirkung ausüben.
Ein weitmaschiger Körper, der sich im Rotationszentrum einer (differenziell) rotierenden Flüssigkeit befindet und mitrotiert, wird u. U. von der Flüssigkeit vollständig mitgeführt, d. h. es gibt keine Relativgeschwindigkeit zwischen seiner Oberfläche und der ihn ,,hautnah" umgebenden Flüssigkeit.
,,Die Vorstellung von der vollständigen Mitführung des Äthers schien aber vielen eine allzu gekünstelte Hypothese zu sein. Der Äther verwandelte sich auf diese Weise aus einem festen Körper in eine seltsame Sülze, die eine ungeheure Elastizität und eine unbegrenzte Zähigkeit in sich vereinen mußte. Sterne und Planeten müßten Ätherschweife hinter sich ziehen. Auch alle anderen bewegten Körper hätten entsprechend ihrer Größe Ätherschweife besitzen müssen. Man hätte ja nun auch noch erklären müssen, wie die Ätherströmungen, die durch die Bewegung verschiedener Körper verursacht werden, in Wechselwirkung treten, wie sich die Lichtwellen im sich bewegenden Äther und in den Zonen ausbreiten, wo die Ätherströmungen allmählich abflauend in das unbewegliche Äthermeer übergehen." <49>
Zur ,,seltsamen Sülze" ist zu bemerken, daß die Weltmeere mit ihren unermeßlichen Wassermassen und die Luftmassen der Atmosphäre auch so eine ,,seltsame Sülze" darstellen. Diese Massen befinden sich, wie alle wissen, und was niemand als unerklärbar und folglich als abschaffungswürdig hinstellt, in unaufhörlicher Bewegung und Wechselwirkung, wobei seit ewigen Zeiten Strömungen, Wirbel und Gebiete relativer Ruhe turbulent oder allmählich abflauend ineinander übergehen. Und die Schall- und Wasserwellen breiten sich dennoch aus. Wir werden uns wohl auch noch an rotierend abflauende Schweife gewöhnen und diese mit Selbstverständlichkeit jedem Medium zugestehen müssen.
Stellen wir nun den Michelson-Versuch in seinen größeren Zusammenhang:
Unsere Galaxis, ein ,,winziger" Bestandteil des gesamten Weltalls, ist ein diskusförmiger, differentiell rotierender Wirbel der latenten Materie. Die Sonne umläuft das Galaxiszentrum ein Mal in 250 Millionen (!) Jahren. Scheinbar leben wir im "Stillstand", denn in den 2000 Jahren, in denen der Mensch bewußt das Weltall verfolgt, hat sich die Sonne um etwa 20 Winkelsekunden (!) weiterbewegt.
Aber dennoch, wegen seiner riesigen Entfernung
vom galaktischen Zentrum, (10000 pc), (1 pc = 3,0856.1013 km 3,2615 Lichtjahre),
bewegt sich das Sonnensystem mit einer Bahngeschwindigkeit (absolut?) von
250 km/s im galaktischen Wirbel. Angesichts dieser Tatsache erhebt sich
die Frage, weshalb die Projektanten des Michelson-Versuches und die Fürsprecher
des absoluten Raumes nicht diese Geschwindigkeit als mutmaßliche
Geschwindigkeit der Erde gegenüber dem als absolut ruhend angenommenen Äther voraussetzten. Für unsere Deutung, das sei betont, hat diese
Geschwindigkeit keinerlei Einfluß auf den Ausgang des Michelson-Versuches.
Der differentiell rotierende Sonnenwirbel der latenten Materie, mit etwa den räumlichen Abmessungen des Sonnensystems, in dessen Rotationszentrum sich die Sonne befindet, hat die Bahngeschwindigkeit 250 km/s und macht die Vorgänge, die sich innerhalb des Wirbels abspielen, von bestimmten direkten äußeren Einwirkungen unabhängig.
Die Sonne selbst, da sie kein fester Körper ist, rotiert differentiell und hat, zumindest in ihren äußeren Bereichen, eine Relativbewegung gegenüber der latenten Materie.
Der Erdwirbel, als Unterwirbel des Sonnenwirbels, umläuft die Sonne im Sonnenwirbel mit der Geschwindigkeit v = 30 km/s.
Die Erde befindet sich im Rotationszentrum des differentiell rotieren den Erdwirbels der latenten Materie und hat, da sie ein hochverdichteter fester Körper ist, vermutlich gar keine oder nur eine sehr geringe Relativgeschwindigkeit gegenüber der sie ,,hautnah" umgebenden latenten Materie.
Der Michelson'sche Versuchsapparat war stets
von ,,ruhender" latenter Materie umgeben. Das bedeutet: v = 0 und 8t
= 0
Die Frage nach vollständiger oder teilweiser Mitführung des Äthers durch schlechthin gesagt ,,bewegte Körper" konnte unter den falschen Voraussetzungen (5.1) bei der gewählten Meßmethode auch durch diesen hochpräzisen Versuchsapparat nicht beantwortet werden, denn es gab keine Bewegung gegenüber der latenten Materie. Die Erde mit dem Versuchsapparat wurde im Mittelpunkt des Erdwirbels der latenten Materie vollständig mitgeführt.
Die Berichte und Informationen über Ergebnisse auch der nachträglich durchgeführten Versuchsvarianten sind deshalb äußerst kritisch und aufmerksam zu prüfen. Man erwartete stets ein Versuchsergebnis, das etwa als v = 30 km/s gedeutet werden konnte. Die tatsächlichen Ergebnisse wurden möglicherweise oft als apparativ bedingte oder durch die Umwelt verursachte Schwankungen verworfen, denn "niemals aber stimmten die gemessenen Werte auch nur annähernd mit den nach der Theorie zu erwartenden überein".
Wir erwarten ein Meßergebnis, das etwa
als v = 0 und folglich t =
0 gedeutet werden kann, denn nach unserer Auffassung, die nun bereits zur
Überzeugung gereift ist, gibt es an der Erdoberfläche keinen
"Ätherwind", sondern bestenfalls ein leichtes ,,Äthersäuseln"
Man beachte die nachträglich durchgeführten Versuchsvarianten (5.5).
Inhalt
<< (5.3) Ursprung
und "Nützlichkeit" der Kontraktions-Hypothese
>> (5.5) Nachträglich
durchgeführte Versuchsvarianten