Ob die Welt mit einem "Urknall" oder als "Schöpfungsakt" begann, ist Glaubenssache und kann nur bedingt Gegenstand wissenschaftlicher Erörterung sein. Aber: Könnte man noch heute von einem etwaigen "Erstbeweger" erwarten, daß er nach so langer Zeit noch immer alle Fäden in der Hand hält und den Ablauf seiner wichtigsten Naturgesetze, die dem menschlichen Geiste unerklärbar sein sollen, eigenwillig lenkt? Ob das nicht auch für einen Allmächtigen auf die Dauer eine unzumutbare Überforderung wäre? Aber sind die angeblich unerklärbaren Feldwirkungen einer angeblich stofflosen Materie nicht ein Zugeständnis an eine mögliche mystische Komponente eines göttlichen Schöpfungsaktes? Sind sie nicht, sofern man sie zur physikalischen Wahrheit erklärt und ernsthaft als solche ansieht, ein naturwissenschaftlicher Selbstbetrug?
Trotz einiger Widersprüche entwickelte sich das naturwissenschaftliche Denken bis zur Jahrhundertwende in sich logisch und hoffnungsvoll. Man beachte dazu die Aussagen von Heinrich Hertz (4.12.2).
Die Einstein'sche Deutung des Michelson-Versuches mit dem nun stofflich leeren Raum entzog den elektromagnetischen Vorgängen das tragende Medium. Um auch die Gravitation, für die Heinrich Hertz noch eine Ursache ahnt, wurde in das Reich unerklärbarer Zauberkräfte verbannt.
Seitdem "dürfen" einige Naturvorgänge, z.B. die Gesetze der Wellenausbreitung, prinzipiell nicht miteinander vergleichbar und durch den gesunden Menschenverstand erfaßbar sein. Die entstandenen Lücken "mußten" mit abstrakten Begriffen und mystisch anmutenden pseudowissenschaftlichen Denkweisen ausgefüllt bzw. überbrückt werden.
Wurde hierbei eine verkannte Not zur falschen Tugend gemacht? Was war das für eine "Not"? Irrten bereits die Klassiker der vergangenen Jahrhunderte in ihrem fundamentalen Auffassungen oder haben erst die neuen "Tugenden" auf den Irrweg des Jahrhunderts geführt?
Wenn die Natur materialistisch ist, was wir annehmen, dann muß man, um die Natur zu erkennen, auch materialistisch vorgehen. Nutzen wir also die ungetrübte Weisheit der klassischen Naturphilosophen, und scheuen wir auch die "naive" Logik nicht; die intelligente ließ uns den gelobten Pfad der Erkenntnis verlassen und begreift sich selbst nicht mehr.
Gleich welcher Art der erste "Anstoß" gewesen sein mag: Sieht man die Welt materialistisch (im klassischen Sinne), so muß man annehmen:
Die Welt ist ein sich selbst regulierendes System, in dem sich die Naturvorgänge durch materielle Wechselwirkungen gegenseitig bedingen.
Materie ist stoffliche objektive Realität. Es gibt keine stofflose Materie. Alles, was objektiv Wirkung zeigt, muß auch objektiv aus "irgendwas" bestehen, das sich vom stofflichen Nichts abhebt.
Es gibt keinen stofflich leeren Raum.
Die Naturvorgänge vollziehen sich nach vergleichbaren Naturgesetzen.
Die Struktur- und Bewegungsformen der Materie sind grundsätzlich erkennbar. Die willkürliche und ohnehin undefinierbare Grenze zwischen stofflicher und nichtstofflicher Materie ist gegenstandslos. Es gibt nur die Grenze, bis zu der wir die Materie bisher erkannt haben.
Die Bewegung ist die Daseinsweise der Materie. Wer die Natur erkennen will, muß ihre Geheimnisse in der materiellen Bewegung suchen.
Der Feldbegriff, als Modell- und Hilfsvorstellung, eignet sich weiterhin vorzüglich zur abstrakten Erfassung äußerer Erscheinungen und Wirkungen der noch unerkannten Materie. Definiert als "eigenständige physikalische Realität" verdeckt er Existenz und zu erwartende Vielfalt einer "latenten Materie".
Zur Begriffsbildung "latente Materie":
Mit diesem Begriff sei die stoffliche Materie bezeichnet, die durch den Feldbegriff bisher verdeckt und verboten ist, deren Strukturen und Bewegungsformen zu erforschen sind, um die äußeren Erscheinungen der Materie in ihrem inneren ursächlichen Zusammenhang zu erkennen.
Latent: unerkannt, verborgen, scheinbar ruhend, aufgespeichert.
Folgerichtig ist: Feste, flüssige, gasförmige, latente Materie.
Eine präzisere Namensgebung wird absichtlich vermieden, um die strukturelle und Wirkungsvielfalt der "latenten Materie" nicht bereits von vornherein begrifflich einzuengen. Die "latente Materie" anzuerkennen und zu erforschen, ergibt sich aus prinzipiellen philosophischen Erwägungen und aus der erkenntnistheoretischen Unfähigkeit des modernen physikalischen Weltbildes.
Wir vermuten die Lösung aller Geheimnisse der Natur in der dynamischen Wechselwirkung der "latenten Materie" mit allen anderen materiellen Strukturformen. Existenz und Wirkungsvielfalt der "latenten Materie" zu beweisen, ist weiteres Arbeitsprogramm.
Inhalt
<< (3.1) Materie
im "herkömmlichen" und "erweiterten" Sinne
>> (3.3) Das Wirbelprinzip
der latenten Materie