Spur eines Jahrhundertirrtums

Inhalt
<< (4.3) Newton's Gravitationsgesetz mit folgenschweren Deutungen
>> (4.5) Was steckt da in dem Raume drin?

4.4 Kant verstrickt sich in den "Newton'schen Grundsätzen"

Von der Mitte des 15. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts galt in der Naturanschauung die Welt als absolut unveränderlich: einmal zustande gekommen, wodurch auch immer, sie blieb, wie sie war, solange sie bestand.

Für Immanuel Kant (1724-1804) war dagegen das Sonnensystem nicht schlagartig gemacht worden, sondern es hatte sich in der Zeit entwickelt. Doch mit seiner progressiven Absicht, die Entwicklung des Weltgebäudes nach Newton'schen Grundsätzen zu erklären, legte Kant sich und seiner Nachwelt zugleich dauerhafte Fesseln an.

1755 erschien Kants Frühwerk: "Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels, oder Versuch von der Verfassung und dem mechanischen Ursprünge des ganzen Weltgebäudes, nach Newton'schen Grundsätzen abgehandelt." Kant geht also, wie Newton, davon aus, daß der Raum zwischen der Sonne und den Planeten leer ist. Er sieht "keine materialische Ursache, die durch ihre Erstreckung in dem Raume des Planetengebäudes die Gemeinschaft der Bewegungen unterhalten sollte". "Dieser Raum ist vollkommen leer...; also muß er ehemals anders beschaffen und mit genügsam vermögender Materie erfüllet gewesen sein." Trugschluß und progressives Entwicklungsdenken in einem Satz?

Die einfachste der möglichen Vorstellungen ist nach Kant das als Ausgangszustand angenommene Chaos. Aus zufälligen Dichteschwankungen im insgesamt homogenen, in kleinen Raumbezirken jedoch inhomogenen Chaos wird ein sich entwickelnder Verdichtungsprozeß gefolgert. Als wesentlich sieht Kant ein Wechselspiel von Attraktion und Repulsion, welches "die zu ihren Anziehungspunkten sinkende Elemente durcheinander und von ihrer geradlinichten Bewegung seitwärts gelenket" hat, wobei Wirbel und schließlich die Kreisbewegung um das sich herausbildende Schwerezentrum entstanden sein sollen.

Nach Kants Darstellung versucht man im Prinzip bis heute, die Entstehung der Galaxien, Sonnensysteme und Einzelsterne zu erklären. Bei aller Würdigung des inzwischen angehäuften Tatsachenmaterials ist noch immer nüchtern festzustellen, daß die Stern- und Planetenforschung in ihren anfänglichen, unvollkommenen Grundsätzen steckengeblieben ist:

Alle Himmelssysteme rotieren. Welche ursächliche, fundamentale Bedeutung kommt der Rotation in den kosmologischen Erklärungen zu? Nach Kant ist es prinzipiell möglich, daß der Urnebel, aus dem das Sonnensystem entstanden sein soll, entweder bereits vorher rotierte oder daß die Rotation erst im Verlaufe der Kontraktion entstanden ist.

Rotation und Wirbelbildung, sowie deren mögliche Ursachen und Auswirkungen, werden auch in neuzeitlichen Erklärungen über die Entstehung kosmischer Systeme oft als sekundäre, überflüssige, fast lästige Erscheinungen behandelt, die man nach Belieben und Bedarf erwähnt oder unterschlägt.

Bei der allgemeinen Erklärung der Sternentstehung wird in der einschlägigen Fachliteratur die Rotation gar nicht erwähnt. Weshalb sollte man sie auch erwähnen? Die Newton'schen Grundsätze erfordern das nicht. Ihnen zufolge ist die Sternentstehung nur ein durch "Massenanziehung" verursachter Verdichtungsprozeß. Theoretisch wäre es danach möglich, daß aus einer nichtrotierenden Urwolke ein nichtrotierender Stern entsteht. Die Entstehung eines rotierenden Sterns aus einer nichtrotierenden Urwolke wäre möglich, seine Rotation aber nur als zufällige Nebenwirkung erklärbar. Zur Anwendung der Newton'schen Grundsätze kann der Urnebel rotieren, er muß es aber nicht.

Man erkennt auch hier: Die Rotation der Materie, eine auffällige und bemerkenswerte physikalische Realität, bleibt vom Gravitationsgesetz unberührt und unbeachtet.

Die Rotation aller Stern- und Nebelsysteme gilt als Tatsache. An der Exaktheit der Meßmethoden und -ergebnisse ist nicht zu zweifeln. Für die Oberfläche von Sternen wurden Rotationsgeschwindigkeiten von 200 bis 400 km/s gemessen. Die kosmischen Nebelgebilde tragen entweder bereits äußere Merkmale von Rotationserscheinungen, oder sie zeigen in Spezialaufnahmen Spuren großräumiger oder örtlicher Wirbelvorgänge.

Die Pulsare werden aufgrund ihrer meßbaren Erscheinungen als außerordentlich rasch rotierende Sterne aufgefaßt, deren Rotationsperioden nur einige Sekunden bis zu Bruchteilen von Sekunden betragen. Bei diesen hohen Rotationsgeschwindigkeiten ist man allerdings "gezwungen", den Pulsaren eine sehr hohe Masse "zuzuschreiben", und so bezeichnet man sie auch als massereiche Neutronensterne.

Es darf aber bezweifelt werden, daß die Neutronensterne die Masse, die man ihnen theoretisch zuschreibt, tatsächlich haben. Fast unbezweifelt gilt noch immer die verallgemeinerte Auffassung: Jede Rotation erzeugt Fliehkräfte, durch die die Bestandteile des rotierenden Systems nach außen getrieben werden, wenn sie nicht durch eine nach innen gerichtete Kraft an das Rotationszentrum gebunden werden. Nach innen gerichtet, d.h. zusammenhaltend, ist nach Newton die Massenanziehungskraft. Also, so folgert man, muß "selbstverständlich" ein schnell rotierendes System in seinem Innern eine sehr hohe Masse enthalten und im Extremfall total verbergen. Das ist die Tragik der Newton'schen Grundsätze!

Schnell rotierende Luft- und Wasserwirbel verdeutlichen das Gegenteil: Je größer die Rotationsgeschwindigkeit, (je größer die Rotationsenergie des Wirbels), desto größer ist die Kraftwirkung nach innen. In diesen Wirbeln besteht durch ein starkes Druckgefälle eine große "Sogwirkung", und durch die differentielle Rotation des Mediums werden alle vom Wirbel erfaßten Gegenstände förmlich zum Mittelpunkt des Wirbels "hingeschraubt". Von innen her "zieht" keine konzentrierte Masse die Körper zu sich an. Ein schnell rotierender Wasserwirbel bildet einen Trichter, und ein Korken, der gewöhnlich auf dem Wasser schwimmt, wird dabei nicht durch eine Fliehkraft nach außen gedrängt, sondern er verschwindet im Trichter. Ein "schwarzes Loch"? Das wird man noch sehr gründlich bedenken müssen.

Die "großen" Dinge dieser Welt erkennt man gewöhnlich an den "kleinen" Dingen dieser Welt: Ein Materiewirbel ist eine "Energiekonzentration" und wirkt zusammenhaltend auf die Bestandteile des Wirbelsystems! Ist das "verrückt" genug, um wahr sein zu "dürfen"?

Das "Wirbelprinzip" deutet bereits hier eine weit größere Aussagekraft und einen höheren Wahrheitsgehalt an als die "Massenanziehungskraft":

Diese Schlußfolgerungen sind besonders beachtenswert, weil sie in völligem Gegensatz zu bisher gültigen Auffassungen stehen, aber doch sehr wahrheitsverdächtig sind. Sie verdeutlichen andererseits erneut die begrenzte und verklemmte Aussagefähigkeit des derzeitigen physikalischen Weltbildes.

 Eine fundamentale theoretische Grundauffassung mit so weitreichender Bedeutung wie das "Gesetz der Massenanziehung", die zu dem allgemeingültigen Naturgesetz und zur tragenden Säule der "Allgemeinen Relativitätstheorie'' wurde, sollte uns doch zumindest und als erstes dazu befähigen, das Mögliche vom Unmöglichen zu unterscheiden.

Frühe Zeichnung der Spiralgalaxie M51
Bild 4.4-3: Galaxie - "Schwarzes Loch" -rotierendes "Nichts"?


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